Projektstart - 2001
Partner - Amt für Kultur und Weiterbildung, Archiv der Stadt, Arbeitsgemeinschaften des Petrinums, Verein für Orts- und Heimatkunde
Im Jahre 2001 konnte die Stadt Dorsten auf die 750. Wiederkehr der Stadtgründung durch den Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden
zurückblicken. Im Vorfeld dieses Stadtjubiläums hatte der Verein für Orts- und Heimatkunde Dorsten e. V., gegründet 1888,
die Herausgabe einer modernen Stadtgeschichte angeregt, die insbesondere das 19. und 20. Jahrhundert in den Blick nehmen sollte.
Diese Anregung scheiterte, weil sich im Rat und bei der Verwaltung aus vornehmlich finanziellen Gründen dafür keine Unterstützung fand.
Stattdessen kam der Gedanke auf, ausgewählte Bereiche der Stadtgeschichte aufzuarbeiten und als Geschichtstafeln im öffentlichen Raum
zu präsentieren. Auf der Suche nach geeigneten Vorbildern im Ruhrgebiet und im Münsterland fanden die Teilnehmer einer
Erkundungstour keine überzeugende Lösung, sodass in einem kleineren Kreis interessierter Bürgerinnen und Bürger intensiv über eine
für Dorsten geeignete Form nachgedacht wurde. Schließlich einigten sich die Beteiligten auf den Vorschlag, unter dem Titel Dorstener Geschichte einzelne Stationen vorzustellen, die einem bestimmten Thema, Ort oder Ereignis gewidmet sein sollten.
Alle relevanten Informationen und Bilder finden auf einer Glasplatte Platz, die wiederum auf einen etwa 1,80 Meter hohen und 80 Zentimeter
breiten Stahlrahmen montiert wird. Die so gefertigte Geschichtsstation sollte dann freistehend an einem bestimmten Ort im Stadtgebiet
einbetoniert werden oder - in verkürzter Form - ihren endgültigen Platz an einer (Gebäude-)Wand finden. Nach diesem Grundmuster sind bis
über vierzig Stationen Dorstener Geschichte entstanden.
Die Geschichts-AG am Gymnasium Petrinum bereitete zahlreiche Themen inhaltlich auf. So fanden die Schüler einen Bezug zu der
wechselhaften Vergangenheit ihrer Heimatstadt Dorsten. Das Stadtarchiv und der Verein für Orts- und Heimatkunde prüften die
Ergebnisse und stimmten sie mit weiteren externen Experten ab. Der Stadt (VHS/Amt für Kultur und Weiterbildung) fiel die Aufgabe zu,
die Realisierung der Geschichtsstationen zu koordinieren und die erforderlichen baulichen Maßnahmen durchzuführen.
Die technische Umsetzung (Grafik, Druck) erfolgte zunächst durch eine Dorstener Firma und später auf ehrenamtlicher Basis
durch ein Mitglied des Lions Clubs Dorsten-Hanse. Als Informationsträger für den Druck diente eine Folie, die hinter der
Glasplatte aus 8 Millimeter VGA Sicherheitsglas aufgebracht wurde. Nach einigen Jahren mussten erste Glasplatten ausgetauscht werden,
da diese Folie nicht immer den Witterungseinflüssen Stand hielt. Da war es eine innovative Weiterentwicklung, die Druckfolie
zwischen zwei jeweils 4 Millimeter starken Glasplatten anzubringen, die zusammengeschweißt werden und so dem "Zahn der Zeit"
keine Möglichkeit der Verwitterung mehr erlauben.
Zur Eröffnung der einzelnen Geschichtsstationen lud der Bürgermeister neben den jeweiligen Sponsoren alle heimatverbundenen Vereine
und die Vertreter der im Rat vertretenen Parteien ein, die diese Gelegenheiten gern wahrnahmen, um sich im Anschluss an den
offiziellen Teil über aktuelle Fragen und Vorhaben auszutauschen.
Die ausführliche Berichterstattung in der lokalen Presse hat ganz erheblich dazu beigetragen, das Projekt Geschichtsstationen
in Dorsten als Bürgerprojekt zu etablieren. Der Lions Club Dorsten-Hanse begleitete das lokale Geschichtsprojekt
von Anfang an - ideell und materiell - und trug so wesentlich mit dazu bei, dass es eine große Akzeptanz in der Bürgerschaft fand.
So konnten immer wieder neue Sponsoren gefunden werden, die das Projekt finanziell absicherten, sodass es bis heute kontinuierlich
weitergeführt werden konnte. Der Volksbank Dorsten als Hauptsponsor sind alle Beteiligten zu besonderem Dank verpflichtet.
Form der Schatzsuche, die sich nur mit den Inhalten dieser Tafeln lösen lassen.
Darüber hinaus hat die Volksbank die Herausgabe einer Radwanderkarte entlang der Dorstener Geschichtsstationen ermöglicht,
die aber inzwischen vergriffen ist. Eine Neuauflage von verschiedenen Strecken als touristische Stadtinformation mit zielgruppenorientierten Hinweisen speziell auch für die zahlreichen Besucher des großen Wohnmobilhafens ist geplant. Begehungen der historischen Altstadt und 4 Radstrecken von 20 - 70 km Länge sind bereits im Internet verfügbar und können über QR-Codes aufgerufen werden, die an den Geschichtsstationen angebracht wurden.
Aber auch andere Nutzer
machen sich mit den Geschichtsstationen bekannt. So gibt es im Stadtgebiet einige Aufgaben für das Geocashing, einer modernen
Form der Schatzsuche, die sich nur mit den Inhalten dieser Tafeln lösen lassen.
Eigentlich hätte das Projekt 2009/10 beendet werden sollen. Es fanden sich jedoch bis in die Gegenwart weitere Themen und
Sponsoren, die eine moderate Fortsetzung ermöglichten.
Die bisher erstellten 40 Stationen Dorstener Geschichte sind im Internet abrufbar unter www.lions-dorsten-hanse.de.
Veröffentlicht im Dezember 2015: Heimatpflege in Westfalen, 28. Jahrg. 6/2015
von Peter Günther / Hans-Jochen Schräjahr / Josef Ulfkotte