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This is me - queer und religiös?

Fotoausstellung im Jüdischen Museum vom 24.09. - 13.11.2022 (von P. Günther DZ - Quelle JM und Julia Monro - 24.09.2022)


Die Ausstellung bringt die Geschichten von 15 sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten näher. Sie sind lesbisch, schwul, bisexuell, trans* oder intersexuell* und gehören verschiedenen religiösen Communities an.

Viele von ihnen tragen ebenfalls viele Jahres ihres Lebens eine Maske. Sie machen die Erfahrung, dass sie einen Teil ihrer Identität versteckenmüssen, um akzeptiert zu werden. Wenn dieses Versteckspiel nicht mehr zu ertragen ist, beginnen sie einen Selbstfindungsprozess, der oftmals sehr schmerzhaft ist. Denn viele Angehörige der Mehrheitsgesellschaft schätzen es nicht, wenn ihre traditionellen Vorstellungen von Geschlecht, Sexualität und Glaube infrage gestellt werden. Schon gar nicht in dieser Kombination.
Queerfeindlichkeit, Antisemitismus und Rassismus gehören daher zum Alltag der 15 portraitierten Menschen. Ausgrenzung und Diskriminierung begegnen ihnen sowohl im engsten Familien- und Freundeskreis, als auch in ihren queeren und religiösen Communities. Viele von ihnen müssen viel aufgeben, um zu sein, wer sie schon immer waren und haben sich doch selbst gefunden. Heute zeigen sie sich mutig in dieser Fotoausstellung.

Die Wanderausstellung wurde vom LC Dorsten-Hanse gefördert und wurde am 24. September feierlich eröffnet. Höhepunkt und Überraschung war die Anwesenheit einer der 15 Personen, um die sich die Ausstellung dreht.

Julia hielt einen Vortrag über die Situation von Trans*Menschen. Wer gedacht hatte, sich relax zurücklehnen zu können wurde eines anderen belehrt. Sie warf mit einer Folie Begriffe an die Leinwand und bat das Publikum um Erklärungen. Eine "bunte Vielfalt" von Worten um "trans" galt es für alle zu bearbeiten und zu durchleuchten. Geschlechtsidentität, ISCF64.0, Dragking, Cisgender, Intersexxualität, Personenstandsänderung, HRT, MDK, sexuelle Orientierung, Alltagstest... waren einzuordnen.

Für die meisten ein ganz neuer Einblick hinter Vorordnungen, Gesetze und Regeln, wie sie hier und "noch" heute pratiziert werden.

Julia wuchs als Kind zweier russlanddeutscher „Heimkehrer“ auf, genoss eine sehr behütete Kindheit und wurde mit christlichen Werten im frei evangelischen Glauben erzogen. Nach zwei technischen Berufsausbildungen studierte sie Theologie in Bonn und arbeitete zuletzt im IT-Anforderungsmanagement in einem weltweit tätigen Softwarekonzern in Koblenz, bis dahin alles noch in der männlichen Rolle. Nachdem sie 2016 durch ein nicht-selbstbestimmtes Outing ihr komplettes soziales Umfeld verlor (Familie, Freunde, Beruf, Kirche), begann ihr Engagement für die eigene Sache und für die trans*-Community.

2017 trat sie als Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualiät (dgti). Sie wurde zu einer zentralen Ansprechperson für die Lebenssituation von trans* Personen, verhandelte direkt mit der Bundesregierung über Gesetzesvorhaben und wurde 2018 zum geschäftsführenden Vorstand im Bundesverband Trans* gewählt.

Sie ist Menschenrechtsaktivistin, die sich für geschlechtliche Vielfalt engagiert, mit dem Ziel die Lebenssituation von sozialen Minderheiten zu stärken.

Die Dorstener Zeitung schrieb dazu:

Dorsten. Zur Eröffnung der Ausstellung „This is me – queer und religiös?“ im Jüdischen Museum Westfalen sprach die Menschenrechtsaktivistin Julia Monro, die in der Ausstellung porträtiert wird, mit großer Offenheit über die Lebensrealität von trans Personen und begeisterte damit ihr Publikum.

Die Referentin begann mit Beispielen von frühkindlicher Prägung im Verständnis der Rolle, die Frauen und Männer traditionell einnehmen, angefangen von den hellblauen respektive rosafarbenen Kleinkinderkleidern, den Piraten- und Abenteuerspielen für Jungs respektive den Prinzessinnen-Outfits für die Mädchen.

Was macht eine Frau aus?
Aber was macht eigentlich eine Frau, was macht einen Mann wirklich aus? Julia Monro nahm bei ihrer Präsentation ihr Publikum spielerisch in die Pflicht. Innerhalb weniger Minuten waren für selbstverständlich gehaltene Ideen vom Tisch gefegt. Aber wenn unsere Geschlechteridentitäten nicht eindeutig sind, warum beharrt unsere Gesellschaft dann immer noch auf einem unverrückbaren binären Geschlechtermodell?

Dass bei den Behörden und vor dem Gesetz immer noch sehr traditionelle Rollenverständnisse vorherrschen, wurde im Vortrag bald klar. Monro, die selbst eine Transition durchlaufen hat, erklärte in aller Offenheit, wie langwierig und oft erniedrigend der Prozess ist. Die Referentin setzt sich daher als Beraterin der Bundesregierung dafür ein, dass die veraltete Gesetzgebung durch eine neue ersetzt wird. - Julias Geschichte ist eine von 15 Geschichten in der Ausstellung „This is me – queer und religiös?“.
Die Ausstellung ist bis zum 13. November im Jüdischen Museum Westfalen zu sehen.


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