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Historischer Atlas westfälischer Städte

Digitale Präsentation fand am 5. März statt (von Ludger Böhne - 10.03.2021)


„Dorsten mit der Herrlichkeit Lembeck“ ist Band 14 der aufwändig und sorgfältig gestalteten Reihe „Historischer Atlas westfälischer Städte“ gewidmet. Die Dorstener Zeitung (Michael Klein) schrieb dazu:

Als der Historiker und Autor Hartmut Klein während seiner Forschungsarbeit das Dorstener Urkataster begutachtete, traute er seinen Augen nicht. Er entdeckte eine erstaunliche Besonderheit, die er so bislang von keiner anderen Karte einer Stadt kannte: Einige Grundstücke waren als „Mistfall“ gekennzeichnet, dort wurden abseits der Trinkwasserbrunnen die Misthaufen gesammelt.

Ein Quell der Entdeckungen
„Vermutlich ein Hinweis darauf, dass es in Dorsten schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts den Versuch gab, auf innerstädtische Hygiene zu achten“, erklärte er am Freitag (5.3.) während der virtuell auf dem städtischen Youtube-Kanal präsentierten Vorstellung eines Buch- und Kartenwerks, das ein wahrer Quell der Entdeckungen für alle ist, die an der Stadtgeschichte interessiert sind.

Denn Dorsten mit seinen inzwischen 770 Jahren ist die aktuelle neue Ausgabe der Reihe „Historischer Atlas westfälischer Städte“ gewidmet. Es ist das „schönste, größte und umfangreichste Werk bisher in dieser Reihe“, betont Dorstens Stadtarchivar Martin Köcher, der dem Buchautor während dessen Forschungsarbeit im „historischen Gedächtnis der Stadt“ bei der Erstellung der Texte und Tafeln unterstützt hat.


Gegenwärtiger Forschungsstand
Das detailreiche Kompendium, das der Historiker und pensionierte Gymnasiallehrer aus Rheine für die „Historische Kommission Westfalen“ in Münster und das wissenschaftliche „Institut für vergleichende Stadtgeschichte“ erstellt hat, bildet den gegenwärtigen Forschungsstand der Dorstener Geschichte ab.

Und hat es wahrlich in sich. Während die bislang in der Reihe vorgestellten Städte mit 36 Seiten Textbuch und zehn Karten vorlieb nehmen mussten, glänzt die Dorstener Ausgabe (samt der Herrlichkeit Lembeck) mit einem 60-seitigen Abriss der Stadtgeschichte. „Die ist im Vergleich mit anderen Städten so facettenreich, dass wir sonst mit dem Platz nicht ausgekommen wären“, so Hartmut Klein.

Dazu kommt zum Teil aus auswärtigen Archiven zusammengetragenes Kartenmaterial auf einzeln herausnehmbaren 15 Tafeln: wie etwa der jetzt erstmals veröffenlichte „Feldatlas“ aus dem Jahr 1790 mit den Eigentumsverhältnissen der Ländereien rund um die Altstadt.

Ausgangspunkt aller Atlanten der Reihe ist jeweils die damals zur vereinfachten Steuererhebung entwickelte Urkatasterkarte als erste exakte Vermessung der Stadt - in Dorsten wurde sie 1822/23 erstellt.

Diese Urkatasterkarte wurde für den Atlas neu gestaltet. Ihr stehen nicht nur moderne Karten gegenüber, sondern auch solche aus Stadt und der Herrlichkeit Umland zu bestimmten Oberthemen, die in ihrer Detailfülle die historische Entwicklung der Stadt und viele Besonderheiten aufzeigen. „Mit dem Atlas“, so Bürgermeister Tobias Stockhoff, „wird die Entwicklung von der mittelalterlichen Kleinstadt zum heutigen Zentrum auch optisch nachvollziehbar.“

Gewerbe und Häuser-Bonität
Da gibt es eine Karte, die die Territorien rund um Dorsten um 1500 herum darstellt. Eine andere zeigt die Siedlungsräume der früher selbstständigen Gemeinde Altendorf-Ulkotte, Hervest und Holsterhausen von 1822 bis heute. Auf topographischen Karten von Dorsten und der Herrlichkeit Lembeck lassen sich alte Eisenbahnlinien ablesen oder historische Straßen- und Wegeverläufe, die zeigen, wie wichtig Dorsten in früherer Zeit als Lippeübergang war. Eine Karte zeigt die Entwicklung der Gewerbegebiete, von altem Handwerk bis zu neuer Industrie, eine andere die Bonitätsklassen der Altstadtgebäude von 1822/23, weitere die Grenzen vor der Kommunalreform 1975 oder die Neue Stadt Wulfen als hervorstechendes Stadtentwicklungsprojekt.


Spannend besonders die Festungspläne mit den einzelnen Bollwerken und frühe Stadtansichten. Jeder kennt den Merianstich von 1647. Doch wer schon die „französische Ansicht“ von Dorsten aus dem 1699, deren Bild sich in Dorstener Privatbesitz befindet?

Für das separate Text- und Bildbuch mit seinen mehr als 100 Abbildungen haben nicht nur Martin Köcher vom Stadtarchiv, sondern auch hiesige Heimatforscher und -freunde, zum großen Teil aus dem Verein für Orts- und Heimatkunde unter Vorsitz von Dr. Josef Ulfkotte oder von Heimatvereinen, aus ihren Archiven Dokumente beitragen.

Autor Hartmut Klein und der akribische Illustrator Thomas Kaling zeigten sich begeistert von dieser Teamarbeit.

Für Klein war die Beschäftigung mit Dorsten auch eine Reise in die eigene familiäre Vergangenheit. Denn seine Eltern haben 25 Jahre in der Lippestadt gelebt, sein Onkel Ludwig war nach dem Krieg als Architekt maßgeblich an dem in dem Textbuch dokumentierten Wiederaufbauplan beteiligt, der dafür gesorgt hat, dass die vollends durch Bombenangriffe zerstörte Innenstadt auf ihrem mittelalterlichen Grundriss wieder erstand.

Die Karte mit den Kriegsschäden, die zeigt, dass in der Innenstadt kaum noch ein Haus stand, habe ihn besonders berührt, sagt Hartmut Klein. Auf die Frage, wo er noch weiße Flecken bei der Aufarbeitung der Dorstener Stadtgeschichte sehe, antwortete er: „In der Nachkriegsgeschichte, bei den Vertriebenen und beim Thema Zuwanderung.“


Frühgeschichte noch nicht ganz erforscht
Und auch in der Frühentwicklung der Stadt sei noch einiges unerforscht, dessen sich Archäologen und Historiker annehmen könnten. So zeigte der Autor eine Karte, die einen „vermutlich früheren Lauf der Lippe“ aufzeigt: nämlich südlich des Stadtkerns.

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