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Universitätschor aus den USA zu Besuch in Dorsten

Amerikanische Gäste singen mit Engelszungen (von Barbara Seppi - 25.05.2012)


Dorsten.„And until we meet again – bis wir uns wiedersehen“, den irischen Reisesegen sang der Chor Wesleyan University zum Abschied für die Gasteltern, dann stiegen die 43 Studenten aus Illinois sichtlich bewegt mit ihrem Chordirektor J.Scott Ferguson in den Bus und fuhren Richtung Thüringen.

Sie sagten, sie werden Dorsten in Erinnerung behalten. Den Dorstenern werden die jungen Amerikaner ebenfalls lange im Gedächtnis bleiben, haben sie doch zwei beeindruckende Konzerte gegeben. Am Freitag war der Chor Gast in Holsterhausen, die Chöre St. Bonifatius und St. Antonius unter der Leitung von Juliane Pieper waren die begeisterten Gastgeber in der Bonifatiuskirche.

Schon nach den ersten Klängen des „Am Himmelfahrtstage“ von Felix Mendelssohn war klar, welch ein musikalisches Juwel hier zu Besuch war. In gemischter Choraufstellung intonierten die jungen Sänger „Erhaben o Herr“ und verzauberten die 200 Zuhörer.

In 45 Minuten präsentierten sie verschiedenste Chorwerke aus mehreren Jahrhunderten. Amerikanische Spiritual-Arrangements wie „Wade on the Water“, zeitgenössische Kompositionen höchsten Schwierigkeitsgrades wie „Careless Carols“ von Andrew Rindfleisch oder Renaissance-Motetten wie „Surgens Jesus“ von Peter Philipps. Immer glockenrein im Klang und punktgenau in den Absprachen.

Die große interpretatorische Fähigkeit der Künstler kam im Stück „Wie liegt die Stadt so wüst“ von Rudolf Mauersberger zum Tragen. Die auf den Worten der Klagelieder des Jeremiah angesichts der Zerstörung Dresdens am 3.Februar 1945 komponierten Trauermotette wurde bewegend, wie musikalisch erstklassig vorgetragen - die Sänger wussten, dass Dorsten ein ähnliches Schicksal im Krieg ereilt hatte und sie spürten die Anteilnahme des Publikums.

Am Samstag Abend feierte der Chor in St. Agatha mit Gemeinde und Gasteltern den Vorabendgottesdienst und bereicherte mit seiner Musik die Liturgie. Pastor Ulrich Franke, vollendeter Gastgeber, las das Evangelium und einige Gebete auf Englisch und ließ die Sänger sich auf diese Weise als Teil der Gemeinschaft fühlen.

Das gesamte Repertoire wird zudem vom Illinois Wesleyan University Choir a-cappella und ohne Notenblätter aufgeführt. „Jeder einzelne dieser Sänger ist ein Solist, es sind ja Profis, wenn auch in der Ausbildung“, kommentierte Kantor Hans-Jakob Gerlings von St. Agatha. „Aber umso mehr ist es zu bewundern, wie sie sich als Einheit präsentieren und singen. Das macht die hohe Qualität dieses Universitätschores aus.“ Und noch jemand trägt zu der mitreisenden Präsentation bei: Der Chordirektor und Musikprofessor Scott Ferguson. „Ich habe gesehen, mit wie viel Liebe in den Augen er seine Schüler dirigiert, und wie sie ihrerseits ihren Lehrer anstrahlen“, bemerkte eine zufällige Besucherin des Gottesdienstes am Samstag. „Kein Wunder, dass bei soviel Respekt und so viel Gefühl eine solch himmlische Musik erklingt..“

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