„Mazurtango“ war das Auftaktkonzert im Alten Rathaus und die erste Veranstaltung des Lions Clubs Dorsten-Hanse in 2011.
Hierzu schrieb die WAZ, Ralph Wilms: Mit „Improvisationskunst“ meinte Franz-Josef Stevens als Gastgeber im Alten Rathaus nicht die Musik, denn die war größtenteils klassisch durchkomponiert.
Nein, in nur drei Tagen hatte Meister-Akkordeonist und „Improvisationskünstler“ Piotr Rangno einen „Ersatz“-Gitarristen für den erkrankten Krzysztof Pelech gefunden.
Wenn es der Impressario des Trägervereins nicht verraten hätte – man hätte Robert Horna aus Posen für einen seit Jahren eingespielten Duo-Partner seines Landsmannes gehalten. Das Einverständnis zwischen Akkordeonist und Gitarrist wirkte völlig selbstverständlich, ebenso wie beide Virtuosen im speziellen Metier dieser Matinee zu Hause waren.
„Mazurtango“ war der Vormittag im ausverkauften Alten Rathaus überschrieben. Die vier (von insgesamt über 50) Mazurken Frédéric Chopins waren aber nur der eher verhaltene Auftakt – zugleich eine Verbeugung der beiden polnischen Musiker vor dem größten Komponisten ihres Landes. Im Klangbild führte die Auswahl à la Rangno zunächst Chopins Kunstmusik zurück zu ihrem ländlichen Ursprung – und im Finale mit fast martialischen perkussiven Effekten in die Moderne.
Für sein Solo am großen Knopfakkordeon hatte Piotr Rangno „Impressionen nach Chopin“ komponiert: Das „Preludio di Tango“ hob an mit dunkel schwellendem Orgelklang und führte mit delikat in der Schwebe gehaltener Dynamik in einen überraschend schwer aufstampfenden Tango-Schritt. Ganz ohne große Gesten weiß der 43-Jährige große Effekte aus seinem Musik-Koffer zu zaubern.
Gegen diese motorische Wucht, aber auch die gleißende Delikatesse hat es eine schlichte Gitarre schwer. Robert Horna spielte Astor Piazollas „Winter“-Tango „Invierno Porteno“, ohne aufzutrumpfen. Sein Spiel vertraute ganz der liedhaften, träumerischen Melodie.
Dass dieser Gitarrist auch ungleich flotter zugreifen kann, bewies gleich die nächste Nummer: Richard Gallianos frühlingshafter Musette-Walzer „A French Touch“ glänzte mit einem Django-esken Gitarren-Solo von nonchalanter Rasanz.
Zum Einstieg nach der Pause wählte das Duo erneut ein Werk des großen Jazz-Akkordeonisten Galliano (dessen vier Jahre junge Trio-CD „Mare Nostrum“ in das Gepäck jedes Mittelmeer-Urlaubers gehört). Sein „Sertao“ zitiert mit der lässig-sonnigen Gitarrenmelodie und dem rhythmischen Akkordeon brasilianische Jazz-Samba. Im Alten Rathaus entwickelte diese Nummer einen enorm beschwingten Drive.
Am ganz dem Tango Nuevo gewidmeten Konzert-Finale könnte man allenfalls bemängeln, das der große Astor Piazolla doch eigentlich mehr als vier Kompositionen hinterlassen hatte. Doch auch unter Dutzenden Dorstener Darbietungen der „Histoire du Tango“ ragte die Version des Duos Piotr Rangno / Robert Horna heraus. Kokett schöpfte das Akkordeonspiel aus höchsten Lagen beim „Bordello“-Satz; zum elegant-nachtblauen Buenos Aires-Blues geriet „Café 1930“. Und der „Night-Club 1960“ führte mit seiner Tango-Pracht unter der Paillettenkugel geradewegs zum „Libertango“. Den gaben Piotr Rangno und Robert Horna in einer besonders stürmisch drängenden Version.
Die kleine Zugabe war dann ganz polnische Courtoisie: ein „Küss die Hand“ nach Noten.
Als kleines Dankeschön für den gelungenen Jahresauftakt luden die Lions die Künstler zu einenm gemeinsamen Essen in das Haus Hessefort ein.