Gruppenbild mit Büchern: Ein Teil der Gruppe, die am Buch „Zeche am Strom“ mitgearbeitet haben, stellte sich im Walsumer Knappenheim dem Fotografen. Unter ihnen ist Hans-Dieter Kollecker (letzter Leiter der Zeche – mit aufgeschlagenem Buch), Christian Böse (mit Buch rechts) und Michael Farrenkopf (mit Buch links) vom Bergbaumuseum Bochum. Mit dabei sind unter anderen auch Bertold Maucher, Markscheider Peter Reinhart und Erich Heinser. FOTO: vowie
Dazu schrieb die Rheinische Post am 20.11:
"Zeche am Strom" heißt das Buch über die Geschichte der Walsumer Schachtanlage, die die Historiker Christian Böse und Michael Farrenkopf in vier Jahren zusammengestellt haben. Von Hendrik Gaasterland
Bevor Christian Böse mit der Recherche begann, hörte er immer wieder davon, dass das Bergwerk Walsum etwas ganz Besonderes gewesen sei. Als Historiker wollte er sich aber völlig unvoreingenommen anhand einer breiten Quellenbasis mit der Geschichte der Zeche befassen, um später festzustellen: "Nach der mühevollen Aufarbeitung kann ich schon sagen, dass das Bergwerk Walsum durchaus seine Besonderheiten hatte."
Gemeinsam mit dem Kollegen Michael Farrenkopf vom Deutschen Bergbau-Museum Bochum stellte Böse jetzt seine Publikation "Die Zeche am Strom" vor, die auf 514 Seiten die Geschichte des Walsumer Bergwerks widerspiegelt. Die beiden Historiker erforschten seit 2010 mit einem Arbeitskreis aus Fachleuten der Zeche die Entwicklung des Bergwerks unter historisch-wissenschaftlichen Gesichtspunkten und zeigen auf, wie aus der Bauerngemeinde Walsum eine Industriegemeinde wurde. "Es ist ein Buch für die breite Öffentlichkeit, ohne den wissenschaftlichen Anspruch zu vergessen", sagt Farrenkopf, der angesichts des Endes der produktiven Steinkohlegewinnung im Jahr 2018 von einem sehr wichtigen Projekt spricht: "Der Steinkohleabbau hat die Region massiv geprägt.
Mit dem Buch wollen wir das für die kommenden Generationen in einer relevanten und nachvollziehbaren Form überliefern."
Dass die Geschichte einmal aufgearbeitet werden sollte, stand für den letzten Leiter des Bergwerks, Hans-Dieter Kollecker, bereits drei Jahre vor der Schließung der Schachtanlage 2008 fest. "In dieser Zeit sind wir aber nie konkret geworden, bis wir mit der Hauptarbeit durch Herrn Böse professionell an die Sache herangegangen sind", erinnert sich Kollecker.
Von der Gründung als ein Versorgungspfeiler der Stahlindustrie 1927 bis zur Schließung vergingen rund 80 Jahre, in denen sich der Wandel der Zeit intensiv bemerkbar machte. Zuletzt war die Nähe zu den benachbarten Kraftwerken Walsum und Voerde das bestimmende Merkmal der Zeche. Noch in ihrer aktiven Produktionszeit war sie Synonym für Leistungsfähigkeit, technischen Fortschritt und Innovationsbereitschaft, verbunden mit einer Belegschaft, die stolz auf "ihre Zeche" war. "Die Walsumer haben sich immer - bis auf wenige Ausnahmen - bis zum Ende mit ihr identifiziert und werden stolz sein, wenn sie dieses Buch in den Händen halten", dankt der ehemalige Bezirksbürgermeister Heinz Plückelmann den Historikern. Und das Urgestein des Walsumer Bergwerks, Erich Heinser, der wie der verstorbene Jost Beckebaum sowie Hans-Dieter Kollecker, Erich Kometz, Bertold Maucher, Heinz Peter Reinartz, Reinhard Rohde und Helmut Schorsch zum Arbeitskreis gehörte, sagt: "Die Geschichte wird mit ihren Schattenseiten, wie der hohen Rate an Verletzten und Toten, ganz objektiv geschildert." Für Böse ist die Schachtanlage aus vielerlei Gründen besonders gewesen. Zum einen wegen der Lage am Rhein und der günstigen Transportwege, aber auch wegen eines gewachsenen ökologischen Bewusstseins, das sich auf die Geschichte auswirkte. Außerdem war der Wiederaufbau Walsums nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Expansion der Zeche verbunden. Trotz aller Bergbaukrisen sei Walsum immer gut davongekommen, weil man durch die frühe Orientierung an der Elektrizitätswirtschaft krisenfest wurde: "Trotz der vielen Seiten bleibt das Buch aber nur eine Auswahl aus der Geschichte und soll einen Gesamtüberblick darstellen."
Quelle: RP