[Radtour Nord2]

Dorstener Geschichte - Station 24: Zechensiedlung

„Die Geschichte der schönsten und größten erhaltenen Bergarbeitersiedlung im Ruhrgebiet muss lebendig bleiben, um Zukunft gestalten zu können", begrüßte der Pfarrer Dr. Hans-Udo Schneider die Geschichtstafel, von der er sich einen weiteren Impuls für den 2003 gegründeten Verein für Bergbau, Industrie und Sozialgeschichte verspricht.

Die Hervester Zechensiedlung wurde 1912 zwischen der heutigen Halterner Straße und der Lippe angelegt: An der Ostseite entstand der katholische Bereich mit Josefschule und Josefkirche, an der Westseite der evangelische Bezirk mit Augustaschule und heutiger Kreuzkirche.

Heute sind die Zechen dicht, die Arbeit liegt nicht mehr vor der Haustür. „Die neue Nutzung der Zechenfläche und die Schaffung zukunftsfähiger Arbeitsplätze sind eine große Herausforderung", gesteht Lütkenhorst, dass der Strukturwandel noch nicht wie gewünscht gegriffen habe. Dennoch dürfe man den Ortsteil Hervest nicht schlecht reden: Durch Sanierung und Modernisierung habe die Siedlung einen ganz eigenen Charme entwickelt.

Für Finanzierung und Organisation der 24. Geschichtsstation dankte der Bürgermeister dem Lions-Club Dorsten Hanse und der Deutschen Steinkohle AG, für Recherche und Redaktion der Geschichts-AG des Gymnasiums Petrinum, für die diesmal Barbara Dirks, Imke Krause, Katharina Vukovic und Christina Dirks an den Start gingen.



1910

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Östlich der Borkener Straße in Holsterhausen entsteht eine Siedlung für die Bergarbeiter der Zeche „Baldur”.
Ab 1914 wird westlich der Borkener Straße die „Neue Kolonie” gebaut, die nach dem Zuzug von sächsischen Arbeitern (etwa ab 1919) „Sachsenkolonie” genannt wird.
Zu jedem Haus gehören große Gartenflächen zur Selbstversorgung sowie ein Anbau (Stall, Waschküche, Vorratskammer).

Die „Titanic” kollidiert auf ihrer Jungfernfahrt mit einem Eisberg und sinkt mit über 1.500 Menschen. Das Wrack wird 1985 gefunden.

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1912

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Zwischen der heutigen Halterner Straße und der Lippe entsteht in unmittelbarer Nachbarschaft der Zeche „Fürst Leopold” eine Siedlung für die Bergleute, die nach den Prinzipien der Gartenstadt­bewegung angelegt ist. Die Integration der zugezogenen Koloniebewohner, die sich durch Sprache, Herkunft, Beruf und Lebens­gewohnheiten von der alteinge­sessenen Bevölkerung unterscheiden, gestaltet sich schwierig.

Körnerstraße (heute: Schacht­straße) in der Burgdorfkolonie (um 1930)

1918 - 1930

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An der Ostseite der Hervester Zechensiedlung entsteht der katholische Bereich (Josefschule, Josefskirche, Kindergarten), an der Westseite der evangelische Bezirk (Augustaschule, heutige Kreuzkirche, Kindergarten).

Zechenbahn in der Hervester Siedlung

1955

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Die Steinkohlen­bergwerke „Mathias Stinnes AG” planen den Bau einer Großschachtanlage in Wulfen. Die Mitarbeiter (etwa 5.000) sollen in der „Neuen Stadt Wulfen” wohnen können, die als eigenständige Stadt für etwa 50.000 Einwohner konzipiert ist.

Als erster US-Präsident besucht Richard Nixon China und die UdSSR.

„Kohle scheppen”

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1972 - 1973

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Eine einheitliche Modernisierung und Sanierung der Bergmanns­siedlungen in Holsterhausen scheitert am Nichtzustande­kommen einer Gestaltungs­satzung.
Die Hoesch-Wohnungs­gesellschaft und die Stadt Dorsten konzentrieren sich nun umso stärker auf die Sanierung der Siedlung in Hervest.

1982 - 1983

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Nach der Stilllegung anderer Zechen und der damit verbundenen Umsetzung von Arbeitskräften werden in Hervest neue Wohnungen für Bergleute gebaut (Freiheitsstraße, Schollbrockstraße, Grothuesstraße).

Die Computer­firma „Apple” bring mit dem „Macintosh” den mit Abstand leistungs­fähigsten PC auf den Markt.

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1987

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Ein Teil der Zechensiedlung Hervest zwischen Halterner Straße und Glück-Auf-Straße wird als Denkmalbereich unter Schutz gestellt. Eine Grundlage der nachfolgenden Modernisierung ist das vom Architekturbüro Ludes erarbeitete Gestaltungs­konzept.

1988

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Der damalige NRW-Ministerpräsident Johannes Rau hält bei der Einweihung des Brunnenplatzes in der sanierten Hervester Zechensiedlung die Festrede.

1990

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Die Stadt Dorsten eröffnet die Galerie am Brunnenplatz.

Haustiere der Bergleute - Plastik am Brunnenplatz

2003

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Der neue „Verein für Industrie-, Bergbau- und Sozialgeschichte Dorsten e.V.” setzt sich nach der Schließung der Zeche „Fürst Leopold” für die Bewahrung des bergbaulichen Erbes in Dorsten ein.

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Daten und Fakten

Eröffnung - 08. Dezember 2005

Adresse - Brunnenplatz

Geodaten - 51°40'11.8 6°59'10.28



Eröffnungsfeier am Brunnenplatz

Am Montagabend wurde eine neue Geschichtsstation zum Thema Zechensiedlung übergeben - mitten im Herzen der Hervester Siedlung, am Brunnenplatz.

Brunnen mit der Geschichtsstation im Hintergrund

Die Generatoren der Freiwilligen Feuerwehr sorgten für gute Beleuchtung, brummten aber so laut, dass Bürgermeister Lütkenhorst seine Phonstärke deutlich erhöhen musste: „Nächstes Mal zünden wir Kerzen an", unkte er und dankte zuerst allen, die die Realisierung der 24. Geschichtsstation ermöglicht haben.

Der Brunnenplatz mit Tordurchfahrt

Am Brunnenplatz brummte das Leben - der Pütt lag gleich um die Ecke - in direkter Nachbarschaft zur Zeche Fürst Leopold siedelten sich damals die Hervester Bergleute an. Hier gab es Markttage und Maikundgebungen, hier spielten die Kinder und ließen die Kumpels ihre Tauben in die Lüfte steigen.

Das Begegnungszentrum

Das am Brunnenplatz eingerichtete Begegnungszentrum förderte den Dialog unter den Menschen verschiedener Nationalitäten, die hier friedlich zusammenlebten und herzlich willkommen seien.

Herzlich willkommen hieß auch die Interkulturelle Frauengruppe die durchgefrorenen Gäste, denen sie im Anschluss an den offiziellen Akt wärmenden Tee und Kaffee reichten.

Blick in die Compesstraße, die Geschichtstafel links