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Dorstener Geschichte - Station 27: Wulfen Translator: Lyn

„Von diesem Standort aus sieht man einige geschichtsträchtige Orte", erklärt Willi Duvenbeck vom Heimatverein Wulfen die Wahl des Standorts und zählt auf: den Bahnhof, an den nur noch eine rote Säule erinnert, die Rose-Brauerei und die Baubaracke, in der 1937 die Muna geplant worden war.

Auch die Geschichts-AG des Gymnasiums Petrinum hat kräftig in der Historie gegraben. Und so reichen die ersten Spuren bis ins 12. Jahrhundert zurück, denn ab 1173 wird ein Geschlecht „von Wulfheim" in zahlreichen Urkunden erwähnt. Fest steht aber, dass Wulfen ab 1280 selbstständige Pfarre wird. Im 16. Jahrhundert ist dann die Rede vom „Wulfener Laken", einem damals sehr begehrten Textil. Leinwandweber, Färber und Wollweber hatten sich vor Ort niedergelassen.

Ganz aktuellen Bezug hat die Jahreszahl 1811: „Einem französischen Feldherrn war damals die Straße schon zu schlecht und er hat sie ausbauen lassen", erzählt Bürgermeister Lambert Lütkenhorst in seiner Eröffnungsrede. Gemeint ist natürlich die B 58, die - gemeinsam mit der Inbetriebnahme der Bahnlinie 1879 - für eine gute logistische Anbindung des Ortes sorgte. Erwähnung auf der Tafel findet natürlich auch die Brauereikultur - „dass man nach einem Rose-Bier eine Kopfschmerztablette brauchte, steht da aber nicht drauf", witzelte Lütkenhorst.

Quelle: WAZ 21.10.2007



1173

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Das Geschlecht „von Wulfheim”, das wahrscheinlich den Hof gleichen Namens als bischöfliches Lehen erhielt und seit dem Ende des 11. Jh. das Drostenamt innehat, wird ab diesem Jahr in zahlreichen Urkunden erwähnt.

St. Matthäus: Taufstein, Ende 13. Jh.

1280

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Wulfen ist als selbstständige Pfarrei bezeugt.

1569

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Bernhard von Westerholt, Herr zu Lembeck, bewilligt den Wulfener Wollwebern die Rechte einer Gilde, die 1654 und 1674 bestätigt werden. Daneben haben hier auch die Leinwandweber und Färber eine große Bedeutung. Wulfener Laken waren weithin sehr geschätzt.

Preußen führt die Gewerbe­freiheit ein.

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1811

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Im Zuge der geplanten Heerstraße Wesel-Münster lässt Napoleon die Straße von Altschermbeck nach Wulfen befestigen; der weitere Ausbau bis Haltern ist 1835 abgeschlossen.

1825

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Der Sitz der Bürgermeistereien Altschermbeck und Lembeck wird von Schloss Lembeck nach Wulfen/Haus Wienbeck verlegt und dort von J. Brunn gemeinsam verwaltet. Ab 1877 ist die Verwaltung der sieben Gemeinden der damaligen Herrlichkeit Lembeck im „Alten Amtshaus/ Standesamt” und von 1909 bis 1933 im „Neuen Amtshaus” an der Halterner - heute Dülmener Straße - untergebracht.

Der „Kulturkampf” zwischen Preußen und der katholischen Kirche wird beigelegt.

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1879

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Mit Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie Oberhausen-Rheine erhält Wulfen einen Bahnanschluss. Im gleichen Jahr errichtet der Brauer Lohkamp eine Landbrauerei, die von 1903 bis 1937 im Besitz der Familie Rose ist. 1991 wird die Bier­produktion der ROSE-Brauerei eingestellt.

Bahnhof Wulfen vor dem 2. Weltkrieg

1937

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Der NS-Staat beschlagnahmt das Gelände der heutigen „Muna” und errichtet eine Munitionsanstalt. Im 2. Weltkrieg müssen hier viele Männer und Frauen aus Osteuropa Zwangsarbeit verrichten. 1945 übernehmen die britischen Streitkräfte das Munitionsdepot, seit 1999 untersteht es der Bundeswehr.

Matthäus­kirche (22.3.1945)

1945

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Durch einen Bombenangriff amerikanischer Flieger werden am 22. März die Kirche und 15 Häuser im Ortskern total zerstört. Bei dem kriegerischen Angriff sind unter der Zivilbevölkerung 23 Todesopfer zu beklagen.

Dwight D. Eisenhower wird 34. Präsident der USA.

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1953

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Unter großer Beteiligung der Gemeinde wird die wiederaufgebaute katholische Pfarrkirche St. Matthäus neu eingeweiht. Ein Jahr später wird die neuerbaute evangelische Gnadenkirche an der Potmere eingeweiht.

1958

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In Gegenwart des Bundeswirt­schafts­ministers Prof. Dr. Ludwig Erhard erfolgt der 1. Spatenstich zum Abteufen von Schacht 1 des Steinkohle­bergwerkes Zeche Wulfen 1/2.

1975

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Die aus den Bauerschaften Dorf, Dimke und Deuten sowie dem seit 1961 entstandenden Ortsteil Barkenberg bestehende selbstständige Gemeinde Wulfen wird in die Stadt Dorsten eingemeindet.

2000

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Die andauernde Krise des Bergbaus hat die Stilllegung der Wulfener Zeche zur Folge. Die Schächte werden verfüllt, die Fördergerüste 2002 abgebrochen.

Papst Benedikt der XVl. tritt sein Pontifikat an.

„Neue Wulfener Mitte”

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2005

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Auf dem ehemaligen Brauerei-Gelände an der Hervester Straße ist ein neues Geschäftszentrum entstanden, das den Namen „Am Brauturm” erhält.

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Daten und Fakten

Eröffnung - 19. Oktober 2007

Adresse - Volksbank Wulfen Kleiner Ring

Geodaten - N051°43'06



Feierliche Übergabe am 19. Oktober 2007

Die Dorstener Geschichte lockt Leute an. Und so war zur Einweihung der 27. Geschichtsstation ein ansehnlicher Kreis vor der Volksbank in Wulfen versammelt, einschließlich eines stilechten Kiepenkerls. Denn an der Ecke Kleiner Ring/Hervester Straße hat die neue Tafel ihren Platz gefunden.

Am 19.10.2007 wurde diese Tafel an der Volksbank Ecke Hervester Straße / Kleiner Ring eingeweiht.

Bürgermeister Lütkenhorst und der Sprecher der Geschichtsgruppe Willi Duwenbeck erläuterten historische Zusammenhänge.

Willi Duvenbeck

Ein Ort, der etwas zu sagen hat: Wulfen.

Ein stilechter Kiepenkerl - Bilder: Wulfen-Wiki.de C. Gruber 19.10.07